Tag: 19. April 2020

Ein erster Beitrag

Hallo liebe Website-Besucher, bald ist hier Platz für einen Blog, für aktuelle Artikel, Meinungen und Gedanken.

Wir stecken ja gerade in einer der schwierigsten Zeiten. Hanau, Arolsen, Halle, Syrien, die Not der Menschen an der griechischen Grenze, wirklich, wir leben in finsteren Zeiten. Der Corona-Virus die Welt in Atem und zeigt wie ein Brennglas auf die Wunden, die Menschen schlagen.

Das fängt mit der Ungleichheit zwischen den Kontinenten und unter den Menschen in den einzelnen Ländern an. Die Ausbeutung anderer Länder schlägt auf die Verursacher zurück. Der globale Neoliberalismus, den die Eliten überall nutzen, um in allen Lebensbereichen ihren Reichtum zu vermehren, steht zur Diskussion. Corona macht nicht alle gleich. Die unerträgliche Ungerechtigkeit der real herrschenden Verhältnisse wird vielen Menschen schneller den Tod bringen, z. B. in den Slums der Großstädte oder in den Lagern, in denen Menschen aus Kriegs- und Armutsgebieten interniert wurden.

Zugleich wird deutlich, wer wirklich ‚systemrelevant‘ ist. Die Fundamente der Gesellschaft sind jetzt Krankenhäuser, Lebensmittelversorger, Pädagog*innen/Erzieher*innen in Bildungs- und Erziehungseinrichtungen, Einrichtungen für Wohnungslose, die Tafeln. Die Folgen von Privatisierungen z. B. des Gesundheitssystems in den Diensten der Gewinnmaximierung sind lebensbedrohend geworden. Die mediale Aufmerksamkeit konzentriert sich auf das Virus. Doch wächst derzeit auch die Kluft zwischen Arm und Reich und zwischen Ausgegrenzten und Menschen, die scheinbar dazugehören. Das Anwachsen von Gewalt, sei es körperlich, sexuelle oder auch strukturelle Gewalt gegen benachteiligte Menschen – in extremen Ausmaßen gegen flüchtende Menschen -wird billigend in Kauf genommen. Not wird in die Außenbezirke der Städte verlagert oder wie in Haiti unsichtbar gemacht (Maurer 2020).

Leid wird ausgeblendet, Mitgefühl durch Strukturen bekämpft. Es besteht die Gefahr, dass Freiheitsrechte eingeschränkt werden, weil es derzeit alternativlos sein soll, Ausnahmeregeln brauchen keine anderen Begründungen mehr.
Wir haben Rede- und Denkbedarf. „Wir leben nicht nur „auf Kredit“, wie man heute sagt, vielmehr sind die materiellen und spirituellen Grundlagen dieser Welt zusammengebrochen und wir bewohnen nur noch die Illusion ihrer Stabilität oder Solidität, aus reiner Trägheit“, sagt Alain Brossat (veröffentlicht auf der Webseite von Ici et Ailleurs. Association pour une philosophie nomade

Doch vielleicht gibt es Hoffnung: „Wenn Menschen in Not die Initiative ergreifen – das haben wir immer erfahren-, wenn sie sich selbst organisieren, dann scheinen die Grundzüge einer anderen Welt auf, in der Ideen von demokratischer Teilhabe, von Gemeingütern und einer allen zugänglichen, gerechten Daseinsvorsorge verwirklicht sind.“ (Gebauer/Trojanow 2018, S. 15).

Überall sehen wir im Frühjahr 2020 Zeichen der Anteilnahme. Wir leiden mit anderen Menschen und suchen Beziehung, weil das ein zutiefst menschliches Bedürfnis ist. Das ist erfreulich und es ist braucht mehr. Wirkliche Solidarität bedeutet zu verhindern, dass die wirtschaftlichen Folgen die existierende Ungerechtigkeit vergrößern und gemeinsam zu überlegen, wie Gemeinwesen wieder zu einem demokratischen Ort werden. Ein Ort, an dem die Daseinsvorsorge für alle wichtig ist und nicht die Privatisierung des Krankenhauses zu Nutzen eines globalen Gesundheitskonzerns. Ein Ort an dem die Natur geschützt wird. Ein Ort, an dem Menschenwürde eine gemeinsame Leitschnur des Handelns ist.

Selten war es wichtiger, Traumapädagogik als Menschenrechtsprofession (vgl. Staub-Berlosconi 1997, auch www.weiterdenken.de/sites/default/files/uploads/2016/05/vortrag_labonte-roset.pdf, Abfrage 26.03. 2020) zu begreifen. Traumapädagogik als Haltung; Die Achtung des Gegenübers, die Verpflichtung zum Gemeinwohl überall auf der Welt, die Verbindung mit der Natur und mit anderen Menschen im sinnhaften Tun, selbstbemächtigte Menschen in Freiheit und wirklichen demokratischen Strukturen. Traumatische Erfahrungen sind immer gesellschaftlich bedingt, auch die Naturkatastrophen, wie gerade deutlich wird. Bessel Van der Kolk schlägt für die Wiederherstellung des Wohlbefindens die Heilung von Beziehungen und Gemeinschaften vor (van der Kolk 2014, S. 52). Wir sind gefordert. Die Heilung von Beziehungen und Gemeinschaften überall auf der Welt und im Blick auf die Welt braucht politische Aktivität und das Wissen darum, dass Pädagogik und Soziale Arbeit immer auch politisch sind.